Mittwoch, 20. Juli 2011

Magic Darjeeling - Ein Reisebericht - Teil 2

von Angelika und Oliver Hartleib (Teekontor Kiel)











Nach den Teegärten Goomtee,Jungpana, Margaret’s Hope mit Maharani Hills, Castleton und den Biogarten Risheehat besichtigen wir auch den Pionier-Biogarten Makaibari.

Überall werden wir vom jeweiligen Manager häufig mit Familie in wundervollen Häusern äußerst freundlich empfangen und einheimisch verköstigt. Geduldig beantwortet jeder unsere vielen Fragen und immer dürfen wir ausführlich sowohl die Pflückung als auch die Produktion in den Fabriken mit anschließender Verkostung in Ruhe besichtigen. Es wird nichts versteckt in Darjeeling. Die Produzenten sind alle erfrischend offen und gastfreundlich. Auch wenn wir nach Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter/innen fragen, bekommen wir spontan ausführliche Antworten und es wird uns vieles gezeigt. Die Plantagen bestehen nicht nur aus dem Haupthaus des Managers und der Fabrik, sondern auch alle Arbeiter wohnen mit Familien auf dem Teegartengelände. Manchmal sind es mehrere Tausend Menschen. Die Familien leben in kleinen Holzhäusern mit Garten. Für die Kinder auf den Plantagen ist die Schule obligatorisch und es stehen Ärzte bereit.
Wohnen, Kinderbetreuung, Schulbildung und ärztliche Versorgung sind meistens kostenlos und vom Teegarten werden häufig Grundnahrungsmittel subventioniert. Teepflücker/innen und Arbeiter/innen leben in einfachen Verhältnissen, aber die sozialen Bedingungen sind für indische Verhältnisse auf sehr hohem Niveau. Die Menschen sind fröhlich bei der Arbeit, haben häufig ein Lächeln auf den Lippen und wirken gut gelaunt. Die Menschen gehören unterschiedlichsten Religionen an und manchmal werden unter einem Dach zwei oder drei verschiedene Religionen praktiziert. Wir treffen z.B. einen Taxifahrer, der selbst, wie der Vater, ein Hindu ist, die Mutter Buddhistin und die Schwester Christin. Alles lebt friedlich neben- und miteinander. In vielen Häusern sieht man sowohl Figuren und Symbole, die Hindugötter darstellen, als auch Buddhastatuen. Bunte tibetanische Gebetsflaggen zieren Vorgärten entlang der Straße. Dazwischen ist sporadisch ein christliches Jesuskreuz oder ein kleiner Hindutempel. Die auffällige Harmonie und Toleranz innerhalb der Glaubensrichtungen gefällt uns gut und wir wünschten, der eine oder andere Extremist würde sich hiervon eine dicke Scheibe abschneiden.
Auffallend in vielen Teegärten ist die Sauberkeit und ein starkes Umweltbewußtsein. Auf Nachhaltigkeit wird fast überall großen Wert gelegt und die Arbeiter werden dementsprechend ausgebildet. Erfreulich finden wir Zertifizierungen von deutschem TÜV und Demeter.
Milde Winter, regenstarke Sommermonate und die intensive Sonneneinstrahlung an den Steilhängen in der außergewöhnlichen Höhenlage bilden das ideale Klima, das dem Darjeelingtee sein ganz besonderes Aroma verleiht. Entscheidend für die Qualität der Teeblätter sind aber auch die Witterungsverhältnisse. Im Winter 2010 gab es kaum Niederschlag, was die Ernte deutlich reduziert hatte. Auch hier gibt es Sorge wegen dem Klimawandel. Dieses Jahr fällt die First Flush Ernte zum Glück sehr gut aus. Wir sind hier gegen Ende der first flush Pflückperiode und nach einer kurzen Pause, der sogenannten „Bunji Period“, wird ab Mai die Second Flush Pflückperiode beginnen.
Die Gewitter, die wir erleben versprechen einen herrlichen Second Flush 2011. In Darjeeling hat man drei Pflückperioden, die sich geschmacklich deutlich unterscheiden: First Flush (Frühlingsernte, März/April), Second Flush (Sommerernte, Mai/Juni/Juli) und Autumnal Flush (Herbsternte, September/Oktober). Im kühlen Winter schlafen die Teebüsche und erholen sich.
Mitte März, wenn frühlingshafte Temperaturen die Luft erwärmen, beginnt dieerste Ernte nach der Winterpause, der first flush. Besonders nach der Winterruhe produzieren die ersten zarten Blattknospen eine Fülle an ätherischen Ölen. Sorgfältig geerntet und aufwendig verarbeitet, entsteht aus den beiden obersten Blättern und der Knospe (two leaves and a bud) dieser hocharomatische Tee.
Zu Beginn der
Pflückperioden wird der hochqualitative Premiumtee produziert. Gegen Ende der jeweiligen Perioden lässt der Geschmack und die Qualität nach und diese Tees werden meistens für preisgünstigere Mischungen (blends) oder Großgebinde benutzt. Je höher ein Teegarten liegt, desto üppiger die Qualität der Pflanzen. Darjeelings Teegärten liegen auf bis zu 2000m Höhe und liefern dadurch eine überragende Teequalität. Im tropischen Klima der indischen Tiefebenen wird Massentee geerntet, und diese Tees werden vorwiegend zu Mischungen/Beuteln oder aromatisierten Tees verarbeitet. In diesem Klima kann das ganze Jahr gepflückt werden. Je höher (kühler) die Teegärten liegen, umso weniger häufig wird gepflückt und desto deutlicher bilden sich sogenannte Qualitätsperioden heraus. Das Wachstum verlangsamt sich, die Erntemenge sinkt bis auf ein Viertel, während die Qualität des Blattgutes enorm ansteigt und somit auch der Preis.
Teil 3 folgt bald ...

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